Wasserschildkröten

Unter dem Begriff Wasserschildkröten werden meist kleine bis mittelgroße Arten aus Asien oder (Nord)Amerika zusammengefasst, die an ein Leben in und an Süßgewässern angepasst sind. Bekannt sind u. a. die größer werdenden Gelbwangen- (Trachemys scripta scripta), Hieroglyphen-Schmuck- (Pseudemys concinna hieroglyphica), Höcker- (Graptemys spp.) und Zierschildkröten (Chrysemys picta) sowie die kleiner bleibenden Moschus- (Sternotherus spp.) und Chinesischen Dreikielschildkröten (Chinemys reevesii).

Für die Zierschildkröte (Chrysemys picta) wird ein Herkunftsnachweis benötigt, zudem ist sie meldepflichtig. Drei Unterarten der Buchstaben-Schmuckschildkröte (Trachemys scripta) sind auf der Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung (Unionsliste) der Verordnung (EU) Nr. 1143/2014 geführt: Die Rotwangen-Schmuckschildkröte (Trachemis scripta elegans), die Gelbwangen-Schmuckschildkröte (Trachemis scripta scripta) und die Cumberland-Schmuckschildkröte (Trachemis scripta trostii). Sie unterliegen Handels-, Besitz- und Transportverboten. Neben strengen Übergangsregelungen für die Haltung von Altbeständen kann eine Haltung unter bestimmten Bedingungen erfolgen. Entsprechende Informationen erhalten Sie bei Ihrer für Artenschutz zuständigen Behörde vor Ort.

Die nachfolgenden Ausführungen gelten NICHT für sehr großwerdende (über 40 cm) und/oder potenziell gefährliche Arten wie Weichschildkröten.

Geschlechtsunterschiede

Bei den meisten Arten besitzen die Männchen einen längeren, dicken Schwanz mit weiter nach hinten verlagerter Kloakenöffnung als die Weibchen. Oft besitzen geschlechtsreife Männchen auch verlängerte Krallen an den Vorderbeinen.

Verhalten

Die tagaktiven Wasserschildkröten zeigen kein ausgeprägtes Sozialverhalten und können je nach Art einzeln, paarweise, in eingeschlechtlichen Gruppen oder im Harem gepflegt werden. Lediglich Männchenüberschuss in gemischten Gruppen ist zu vermeiden. Moschusschildkröten sollten aufgrund der hohen innerartlichen Aggression einzeln gehalten werden.

Verhaltensgerechte Unterbringung

Die bewegungsaktiven Wasserschildkröten benötigen große Aquaterrarien oder Aquarien mit einem geeigneten Landteil. Der Wasserteil sollte mindestens 2/3 der Grundfläche betragen. Für 1 - 2 Exemplare der kleineren Arten bis zu einer Panzerlänge von 20 cm eignen sich Größen ab 120 x 50 x 50 cm (Länge x Breite x Höhe); für die größeren Arten sollten für 1 - 2 erwachsene Tiere mindestens 200 x 100 x 70 cm zur Verfügung stehen.

Da Wasserschildkröten sehr empfindlich auf eine Verschlechterung der Wasserqualität reagieren, muss eine leistungsstarke Filterung – idealerweise ein Außenfilter – vorhanden sein. Die Wassertemperatur sollte je nach Herkunft der Arten bei etwa 24 bis 28 °C liegen. Dies kann mit einem Thermo-Außenfilter oder einem speziellen Heizstab für Wasserschildkröten erreicht werden. Der Heizstab muss so gesichert sein, dass sich die Tiere nicht daran verbrennen und/oder einklemmen können.

Die Wasserstandshöhe muss mindestens der Panzerlänge des größten Tieres entsprechen. Die Einrichtung sollte aus abgerundetem Kies sowie Aquarienwurzeln und großen Steinen bestehen, die teilweise aus dem Wasser ragen und auch einen einfachen Übergang zum fest installierten Landteil ermöglichen müssen. Als Bodengrund eignet sich Flusssand.

Der Landteil muss über ausreichend Sonnenplätze (Wärme, UV-Licht) für alle gepflegten Tiere verfügen und den Tieren die Möglichkeit geben, vollständig abzutrocknen. Werden Weibchen gehalten, ist eine geeignete Eiablagestelle zwingend erforderlich. Die Temperatur am Sonnenplatz sollte zwischen 35 und 40 °C (z. T. bis 45 °C) betragen. Dies kann über Wärmestrahler mit UV-Anteil erreicht werden. Wasserschildkröten benötigen eine hohe Lichtintensität und viel UV-Licht am Sonnenplatz. Da die Leuchtmittel mit der Zeit immer weniger UV-Strahlung abgeben (s. Herstellerhinweise), müssen diese regelmäßig ausgetauscht werden.

Als Grundbeleuchtung eignen sich Leuchtstoffröhren; die Beleuchtungsdauer sollte 10 - 14 Stunden betragen. Nachts darf die Temperatur leicht sinken. Zur Messung der Temperaturen ist ein präzises Thermometer erforderlich.

Ernährung

Wasserschildkröten sind zwar meist Allesfresser, viele Arten fressen mit zunehmendem Alter aber vermehrt pflanzliche Nahrung. Der Zoofachhandel bietet geeignete Schildkrötenpellets an, die mit tierischen (z. B. Frostfutter, Stinte) sowie pflanzlichen Futtermitteln (beispielsweise Wasserlinsen, Gemüse oder Salat) ergänzt werden. In der Fachliteratur finden sich auch artspezifische Rezepte für Schildkrötenpudding. Regelmäßige Mineralstoffgaben können z. B. über Sepiaschalen im Wasser erfolgen. Vitaminzugaben sind direkt über das Futter möglich. Wasserschildkröten sind gierige Fresser; bei erwachsenen Tieren reicht eine Fütterung alle 2 - 3 Tage.

Pflege

Der Filter sollte regelmäßig kontrolliert und bei Bedarf gereinigt werden. Ein regelmäßiger, wöchentlicher Teilwasserwechsel von mindestens 25 % entfernt Schadstoffe und erhöht das Wohlbefinden der Tiere. Zur Keimreduzierung können UV-Klärer eingesetzt werden. Regelmäßiges Abmulmen des Bodengrundes trägt ebenfalls zur Reduzierung der Wasserbelastung bei. Für den Wasserwechsel sollte temperiertes Wasser verwendet werden.

Der Gesundheitszustand der Tiere muss täglich kontrolliert werden. Häufig bei Wasserschildkröten auftretende Gesundheitsstörungen sind Panzer- und Knochenprobleme, Veränderungen der Augen und Schleimhäute sowie Lungenentzündungen und Legenot. Bei Auffälligkeiten muss ein reptilienkundiger Tierarzt hinzugezogen werden.

Zur Darmflora von Wasserschildkröten gehören häufig auch Salmonellen, welche für die Tiere harmlos sind, aber beim Menschen zu Erkrankungen führen können. Durch Hygienemaßnahmen (gründliches Händewaschen u. ä.) kann eine Ansteckung vermieden werden.

Eine Vergesellschaftung mit Fischen oder Krebsen ist nicht zu empfehlen, da diese häufig entweder als Futter angesehen werden oder die Schildkröten stören können.

Eingewöhnung und Umgang

In den ersten Tagen in ihrem neuen Heim benötigen die Tiere Ruhe, um sich an ihre neue Umgebung zu gewöhnen. Erfahrungsgemäß sind Wasserschildkröten nicht scheu und lernen schnell ihre Halter um Futter anzubetteln. Trotzdem sind Reptilen reine Beobachtungs- und KEINE Streicheltiere! Häufiges Aus-dem-Wasser-Nehmen und Herumtragen führt zu starkem Stress bei den Tieren!

Die Tiere sollten nur bei Bedarf gefangen werden. Dies geschieht bei Jungtieren am einfachsten mit einem Kescher. Größere Tiere können mit der bloßen Hand am Panzer gefasst werden. Vorsicht: Größere Tiere können schnell und kräftig zubeißen.

Besonderheiten

Bei manchen (vor allem aus Nordamerika stammenden) Arten ist eine Winterruhe erforderlich. Hierfür gibt es verschiedene Methoden, die in der Fachliteratur genauer beschrieben werden.

Eine zeitweise Haltung in speziellen Schildkrötenteichen während des Sommers ist bei einigen Arten möglich, es muss aber u. a. darauf geachtet werden, dass eine entsprechende Umzäunung inkl. Untergrabschutz vorhanden ist (Gefahr der Faunenverfälschung!) und die Wasserqualität aufrecht erhalten werden kann.