Bartagamen

Derzeit sind 8 Arten von Bartagamen (Pogona) bekannt, von denen in Deutschland zwei Arten häufig gehalten werden: Die größer werdende (Streifenköpfige) Bartagame (Pogona vitticeps) und die kleinere Zwergbartagame (P. henrylawsoni). Die beiden Arten unterscheiden sich zwar deutlich in ihrer Größe; die Anforderungen an die Haltung sind aber in etwa vergleichbar! Optisch können die beiden Arten anhand der Kopfform und der "Bestachelung" unterschieden werden. So sind bei der Zwergbartagame die Stacheln am Kopf und an der Flanke nur schwach, bei der Bartagame hingegen deutlich ausgebildet.

Bei allen im Handel angebotenen Bartagamen handelt es sich um Nachzuchten, auch diverse Zuchtvarianten werden i.d.Z. regelmäßig angeboten. Auf die Haltung von aus Sicht des Tierschutzes bedenklichen Zuchtformen, wie beispielsweise Bartagamen mit reduzierter Beschuppung (sogenannte Silk- und Leatherbacks), sollte verzichtet werden. Bartagamen unterliegen in Deutschland nicht dem Artenschutzrecht.

Geschlechtsunterschiede

Männchen besitzen i. d. R. deutlich ausgeprägte Poren auf der Innenseite der Oberschenkel und gut sichtbar ausgeprägte Hemipenestaschen.

Verhalten

Beide Arten sind tagaktiv und sehr bewegungsfreudig. Sie können sehr gut einzeln gehalten werden. Nur in ausreichend großen und gut strukturierten Terrarien ist auch die Haltung in kleinen Harems (ein Männchen mit 2 - 3 Weibchen) oder von reinen Weibchengruppen möglich; allerdings sollten die Tiere dabei in etwa die gleiche Größe besitzen. Männliche Tiere sind normalerweise untereinander unverträglich. Treten bei einer Vergesellschaftung Aggressionen auf, müssen die Tiere unverzüglich und erfahrungsgemäß dauerhaft getrennt werden!

Bartagamen kommunizieren u. a. mit Gesten; dabei bedeutet ein auffälliges Kopfnicken Dominanzverhalten, während ein Winken mit den Vorderextremitäten eine Beschwichtigungsgeste darstellt.

Verhaltensgerechte Unterbringung

Für die Haltung von Bartagamen ist ein Terrarium mit mindestens 150 x 80 x 80 cm (L x B x H) und für Zwergbartagamen mindestens 120 x 60 x 80 cm erforderlich. Diese Terrariengrößen gelten für die Haltung von Einzeltieren oder kleinen Harems. Aufgrund der Größe und Aktivität der Tiere sind jedoch deutlich größere Terrarien empfehlenswert!

Als wechselwarme Tiere benötigen Bartagamen ein Temperaturgefälle im Terrarium, das es ihnen ermöglicht, ihre optimale Körpertemperatur zu erreichen. Idealerweise werden hierfür die natürlichen Bedingungen der Trockengebiete Australiens mit hellen Sonnenplätzen und kühleren Schattenzonen im Terrarium imitiert. Zu diesem Zweck wird auf einer Seite des Terrariums ein leistungsstarker Wärmestrahler mit UV-Bestandteilen (z. B. eine Metalldampflampe) installiert, der lokal begrenzt eine starke Erwärmung auf 45 - 50 °C gewährleistet. Die übrigen Bereiche sollten eine Temperatur von 22 - 26 °C aufweisen. In der Nacht kann die Temperatur im Terrarium auf 20 - 23 °C sinken. Die Grundtemperatur kann über die Raumtemperatur oder mit Heizmatten erzeugt werden. Heizmatten sollten immer außerhalb des Terrariums installiert werden und maximal ein Drittel der Bodenfläche erwärmen; mithilfe eines Thermocontrollers kann die gewünschte Temperatur eingestellt werden.

Die Beleuchtungsdauer sollte 10 - 14 Stunden betragen. Dabei muss jedem Tier jederzeit ein Zugang zu ausreichend bemessenen Sonnenplätzen möglich sein. Bartagamen benötigen viel UV-Licht. Da die Leuchtmittel mit der Zeit immer weniger UV-Strahlung abgeben (s. Herstellerhinweise), müssen sie regelmäßig ausgetauscht werden. Die Beleuchtung muss unerreichbar für die Tiere angebracht sein (Achtung: Normales Glas ist UV-B-undurchlässig!) oder die Tiere durch einen engmaschigen Gitterkorb vor Verbrennungen geschützt werden.

Die Luftfeuchtigkeit sollte bei 30 - 40 % liegen und kann nachts auf bis zu 60 % ansteigen. Sie kann durch Besprühen des Terrariums mit lauwarmem Wasser oder den Einsatz einer Beregnungsanlage erzielt werden. Wichtig: In einem kleinen Bereich des Terrariums sollte der Bodengrund immer leicht feucht sein. Zur Messung von Temperatur und Luftfeuchtigkeit sind präzise Thermo- und Hygrometer erforderlich.

Als Einrichtung haben sich stabile Felsaufbauten (auch Imitate), Wurzeln und/oder Äste bewährt. Die Einrichtung muss sicher im Terrarium installiert sein, damit sich die Tiere beispielsweise durch Untergraben nicht verletzen können. Des Weiteren gehören mehrere Versteckmöglichkeiten (Korkröhren, Höhlen) und ein flacher Wassernapf, in dem die Tiere auch baden können, zur Grundausstattung. Als Bodengrund eignet sich ein staubfreies Sand-/Lehmgemisch, das an mindestens einer Stelle des Terrariums 20 cm hoch sein sollte, damit die Tiere wie in der Natur Gänge graben können.

Ernährung

Bartagamen ernähren sich in der Natur von Pflanzen und Tieren. Neuere tierärztliche Erkenntnisse empfehlen einen hohen Anteil pflanzlicher Nahrung, um Gicht vorzubeugen. Daher sollte bereits Jungtieren - neben Insekten - viel pflanzliches Futter angeboten werden, bei erwachsenen Tieren sollte der pflanzliche Anteil mindestens 80% betragen. Geeignete Futtermittel sind u. a. Wiesenkräuter (z. B. Löwenzahn, Vogelmiere etc.), Römersalat sowie in geringen Mengen geraspelte Zucchini, Karotten oder Gurken. Obst sollte nicht angeboten werden. Als tierisches Futter eignen sich lebende Insekten wie Heuschrecken, Schaben oder Grillen. Auf Mehlwürmer, Zophobas oder Wachsmotten sollte wegen des hohen Fettgehaltes verzichtet werden. Um Mangelerscheinungen vorzubeugen, müssen zusätzlich regelmäßig Mineralstoffe und Vitamine verabreicht werden (z. B. Sepiaschulp, Vitamin-Mineralstoffpräparate). Frisches Wasser muss ständig zur Verfügung stehen.

Jungtiere sind sehr schnellwüchsig und benötigen daher hohe Futtermengen sowie eine gute Versorgung mit Calcium und UVB-Licht.

Pflege

Futterreste, Häutungen und Kot müssen täglich entfernt werden. Wasserschüsseln sollten ebenfalls täglich gereinigt und mit frischem Wasser gefüllt werden.

Der Gesundheitszustand der Tiere muss täglich kontrolliert werden. Häufig bei Bartagamen auftretende Gesundheitsprobleme sind Hautmilben, Verletzungen, Gicht, Verfettung und Knochenerweichung. Bei Auffälligkeiten muss ein reptilienkundiger Tierarzt hinzugezogen werden. Einmal jährliche Kotuntersuchungen auf Endoparasiten sind empfehlenswert.

Zur Darmflora von Bartagamen gehören häufig auch Salmonellen, welche für die Tiere harmlos sind, aber beim Menschen zu Erkrankungen führen können. Durch Hygienemaßnahmen (gründliches Händewaschen u. ä.) kann eine Ansteckung vermieden werden.

 

Eingewöhnung und Umgang

In den ersten Tagen in ihrem neuen Heim benötigen die Tiere entsprechend Ruhe, um sich an ihre neue Umgebung zu gewöhnen. Reptilien sind normalerweise reine Beobachtungs- und KEINE Streicheltiere! Allerdings können Bartagamen sehr zutraulich werden.

Die Tiere sollten nur bei Bedarf gefangen werden. Dies geschieht bei Jungtieren am einfachsten mit einem Gefäß. Während der Umgang mit zutraulichen älteren Tieren relativ einfach ist, empfiehlt es sich aggressive Tiere nur mit Handschuhen (oder einem Handtuch) zu fangen. Dabei müssen sowohl der Kopf als auch die Hinterbeine mit dem Schwanz gut fixiert werden. Grundsätzlich dürfen Echsen niemals am Schwanz gehalten oder fixiert werden. Vorsicht: Bartagamen können kräftig zubeißen.

Sonstiges

 

Besonderheiten

Bartagamen führen in der Natur eine Winterruhe durch, während der die Tiere träge sind und i. d. R. kein Futter aufnehmen. Zur gezielten Überwinterung kann die Beleuchtungsdauer im Herbst stufenweise bis zum Ausschalten (Tageslicht erforderlich) reduziert werden. Nach 1 - 2 Monaten eigentlicher Winterruhe wird die Beleuchtung wiederum stufenweise verlängert.

Bartagamen haben eine hohe Vermehrungsrate; die Weibchen können mehrmals im Jahr bis zu 40 Eier legen. Daher muss sehr darauf geachtet werden, dass die Weibchen genügend Erholungsphasen erhalten (evtl. Trennung von den Männchen). Derzeit herrscht ein Überangebot an Bartagamen und für die Jungtiere finden sich kaum mehr Abnehmer. Die Eier sollten daher nur ausgebrütet werden, wenn sichere Abnehmer für die Jungtiere vorhanden sind.