Afrikanische Prachtfinken

Prachtfinken (Estrildidae) zählen neben den Papageien zu den bekanntesten Ziervögeln. Die kleinen, oft auffallend bunt gefärbten Prachtfinken bewohnen vorrangig offene Gras-, Busch- und Baumsteppen in Afrika, Südasien und Australien.

Von den ca. 130 bekannten Arten kommen über die Hälfte in Afrika vor. Zu ihnen zählen der Bandfink (Amadina fasciata), die Rotkopfamadine (Amadina erythrocephala), der Schmetterlinksfink (Uraeginthus bengalus), das Silberschnäbelchen (Euodice cantans) und der Grauastrild (Estrilda troglodytes). Insbesondere von Bandfinken, Silberschnäbelchen und Rotkopfamadine sind unterschiedliche Farbvarianten bekannt. 

Geschlechtsunterschiede

Die Geschlechtsunterschiede sind artspezifisch sehr unterschiedlich ausgeprägt. So sind beim Bandfink die Männchen anhand des namensgebenden roten Kehlbandes einfach zu erkennen. Bei den meisten anderen Arten sind die Männchen lediglich etwas farbintensiver und/oder exakter gezeichnet. Nur beim Silberschnäbelchen können die Geschlechter äußerlich nicht unterschieden werden. Allerdings singen die Hähne.

Verhalten

Prachtfinken sind sehr gesellig und kommen bis auf wenige, fast ausschließlich paarweise lebende, Arten vor allem außerhalb der Brutzeit in größeren Gruppen oder Schwärmen vor. In Ruhephasen sitzen die Tiere häufig eng beieinander (Kontaktsitzen) und putzen sich gegenseitig das Gefieder. Prachtfinken müssen daher immer mindestens paarweise oder in kleinen Gruppen gehalten werden.

Abhängig von der Art ist dabei auch eine Haltung gleichgeschlechtlicher Tiere möglich; ansonsten muss auf ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis geachtet werden. Insbesondere die Männchen können während der Brutsaison untereinander aggressiv werden. Beim Tod eines Tieres muss das verbliebene Tier wieder vergesellschaftet werden; dies geschieht anfänglich am besten mit Hilfe eines zweiten Käfigs, damit sich die Tiere langsam aneinander gewöhnen können.

Prachtfinken sind tagaktiv; empfohlen wird eine Nachtruhe von mindestens 10 Stunden (ggf. abdunkeln).

Verhaltensgerechte Unterbringung

Prachtfinken sind sehr bewegungsaktiv; daher ist eine große Zimmervoliere (z. B. 150 x 70 x 150 cm) oder ein Vogelzimmer mit Schlafkäfig die beste Wahl. In einer großen Voliere können auch untereinander verträgliche Arten mit gleichen Ansprüchen vergesellschaftet werden, wenn von jeder Art mindestens ein Paar gepflegt wird.

Alternativ wäre die Haltung in einem Vogelheim/Käfig mit zusätzlich täglich mehreren Stunden Freiflug möglich. Die Mindestgröße des Vogelheims beträgt beispielsweise für Rotkopfamadinen 120 x 50 x 50 cm, für die Silberschnäbelchen 80 x 40 x 60 cm (Länge x Breite x Höhe) für jeweils 2 - 4 Tiere. Eine reine Käfighaltung ohne täglichen Freiflug wird dem Bewegungsbedürfnis der Tiere nicht gerecht und ist als tierschutzwidrig einzuschätzen.

Die Voliere sollte  an einer ruhigen, hellen Stelle ohne direkte Sonnenstrahlung stehen. Käfige müssen in einer Höhe von mindestens 0,80 m aufgestellt werden. Der ideale Temperaturbereich liegt zwischen 18 und 25 °C, die relative Luftfeuchtigkeit sollte bei 60 % liegen. Plötzliche Temperaturschwankungen und Zugluft sind unbedingt zu vermeiden! Australische Prachtfinken können nur ganzjährig in Freivolieren gehalten werden, wenn ein temperiertes Schutzhaus (mind. 1 m², mind. 15 °C) und ausreichend Schattenplätze vorhanden sind.

Für die Einrichtung eignen sich Sitzstangen, Seile, Schaukeln u. ä. Die Sitzstangen – optimal sind Naturäste mit unterschiedlichen Durchmessern – sollten etwas federn, damit Gelenke und Füße der Tiere geschont werden. Die Sitzmöglichkeiten sollten so angeordnet sein, dass eine Verschmutzung durch herabfallenden Kot vermieden wird. Bei der Einrichtung ist stets darauf zu achten, dass noch ausreichend freier Raum zum Fliegen vorhanden ist.

Prachtfinken benötigen täglich neue Beschäftigungsmöglichkeiten, beispielsweise Äste von Laubbäumen mit Knospen oder Blättern (z. B. Hasel, Weide, Birke), Gräser ebenso wie unbehandeltes Holzspielzeug etc. Eine Bademöglichkeit (Schale oder Badehäuschen) wird ebenfalls gerne genutzt.

Als Bodengrund eignen sich Hanfeinstreu oder andere saugfähige Materialien. Neuere wissenschaftliche Untersuchungen empfehlen bei Zimmerhaltung eine gezielte Beleuchtung mit UV-Anteilen. Falls Leuchtstoffröhren zum Einsatz kommen, müssen diese flackerfrei sein (elektronische Vorschaltgeräte). Vögel neigen im Dunkeln zu Panikreaktionen und können sich dabei schwer verletzen; eine schwache Lampe (Mondlicht) im Raum kann dies verhindern.

Achtung: Spiegel, Plastikvögel und leicht verschluckbare Kleinteile sind als Spielzeug ungeeignet! Sandpapiermatten oder -überzüge, Rundkäfige, Käfige mit weißen Gittern sowie verzinkte oder mit Kunststoff überzogene Gitter sind ebenfalls tierschutzwidrig.

Ernährung

Gut geeignet ist eine Exoten-/Prachtfinken-Körnermischung aus kleinen Sämereien. Als Tagesportion reichen zwei leicht gehäufte Teelöffel pro Tier. Auch Hirsekolben werden gerne angenommen. Werden mehrere Tiere gehalten ist es häufig sinnvoll das Futter auf mehrere Näpfe zu verteilen, um Aggressionen an der Futterstelle zu vermeiden.

Zusätzlich benötigen die Tiere täglich reichhaltiges Frischfutter wie Kräuter (u. a. Vogelmiere, Küchenkräuter), Gemüse (wie Gurke, Karotte, Zucchini, Paprika; Vorsicht: Avokado ist für die Tiere giftig!) und Obst (z. B. Äpfel). Gerne angenommen wird auch Keimfutter in kleinen Mengen (Vorsicht: Keimfutter verdirbt schnell! Daher muss die Hygiene sorgfältig beachtet werden. Zudem regt es die Tiere u. U. zur Brut an).

Zur Verdauung und für gesunde Knochen wird Kalzium – bspw. Sepiaschale oder loser Grit – benötigt. Einmal pro Woche sollte ein geeignetes Vitaminpräparat gegeben werden. Während des jährlichen Gefiederwechsels (Mauser) benötigen die Tiere etwas tierisches Eiweiß (z. B. Insekten, Ei- oder Weichfutter).

Sauberes Wasser muss immer angeboten werden. Wasser- und Futtergefäße sowie Badegelegenheiten sind so anzubringen, dass sie von den Vögeln nicht verschmutzt werden.

Zur Eingewöhnung junger Tiere empfiehlt es sich, das Futter und Wasser auf dem Boden anzubieten. 

Pflege

Futter- und Trinkwassergefäße sowie Bademöglichkeiten müssen täglich gründlich gereinigt werden. Mindestens einmal in der Woche müssen das Vogelheim und die Einrichtung gründlich gereinigt und ggf. desinfiziert sowie der Bodengrund komplett erneuert werden. Der Gesundheitszustand der Tiere muss täglich kontrolliert werden.

Vögel zeigen ihr Unwohlsein erst spät, deshalb ist sofortiges Handeln unerlässlich! Kompetenter Ansprechpartner ist der vogelkundige Tierarzt. Häufige Krankheitsanzeichen sind Teilnahmslosigkeit, aufgeplustertes oder verschmutztes Gefieder, Gefiederlücken, Schlafen auf beiden Beinen und veränderter Kot. Bei Bedarf sind zu lange Krallen zu kürzen. Auch hier sollte der Tierarzt um Rat gefragt werden.

Eingewöhnung und Umgang

In den ersten Tagen in ihrem neuen Heim benötigen die Vögel viel Ruhe, um sich an ihre neue Umgebung zu gewöhnen. Prachtfinken werden in der Regel nicht handzahm und reagieren auf ungewohnte Reize sehr hektisch. Besonders in der Eingewöhnungsphase sollten schnelle Bewegungen in der Nähe der Tiere vermieden werden. Auch leises, ruhiges Ansprechen hilft bei der Eingewöhnung. Grundsätzlich suchen Vögel bei Beunruhigung gerne erhöhte Sitzplätze auf. Entsprechend hohe Volieren oder eine erhöhte Aufstellung des Käfigs/Vogelheimes helfen Stress zu reduzieren.

Eingewöhnten Tieren kann Freiflug angeboten werden. Alle potenziellen Gefahrenquellen beim Freiflug, wie bspw. offene Fenster, Fensterscheiben ohne Aufkleber, Zimmerpflanzen oder andere Haustiere, müssen dabei berücksichtigt werden. Um die Rückkehr in den/die Käfig/Voliere zu erleichtern, sollte nur im Käfig/Voliere gefüttert werden. Evtl. können die Tiere mit Leckerbissen (z. B. Hirse, Mehlwürmer) in den Käfig gelockt werden.

Das Fangen stellt für Vögel immer eine Extremsituation dar; daher werden die Tiere am besten kontinuierlich mit Leckerbissen an einen Transportkäfig gewöhnt. Im Ernstfall können sie mit einem feinmaschigen Fangkescher eingefangen und anschließend vorsichtig umfasst werden.

Prachtfinken eignen sich für Kinder frühestens ab 12 Jahren (unter Aufsicht der Eltern).

Besonderheiten

Die Jungen der Prachtfinken besitzen eine auffällige, artspezifische Rachenzeichnung, welche den Fütterreflex der Elternvögel auslöst. Die in Afrika vorkommenden Witwenvögeln legen – ähnlich unserem Kuckuck – ihre Eier in Prachtfinkennestern ab. Dabei hat sich jede Witwenvogelart auf bestimmte Prachtfinken spezialisiert und die jungen Witwenvögel besitzen die fast gleichen Rachenzeichnungen.

Auch ohne besondere Stimulation zur Zucht neigen Prachtfinken dazu Eier zu legen. Besonders problematisch ist dabei das sogenannte Dauerlegen, bei dem das Weibchen über einen längeren Zeitraum Eier legt, was die Tiere sehr schwächt. Um das Dauerlegen zu verhindern, können kurzzeitig die Schlafnester entfernt und alternativ erhöht angebrachte Sitz- bzw. Schlafmöglichkeiten angeboten werden. Auch sollte in diesen Phasen auf stimulierendes Futter (z. B. Keimfutter, Eifutter) verzichtet werden. Helfen diese Maßnahmen nicht, sollte ein vogelkundiger Tierarzt hinzugezogen werden.

Eine Zucht sollte nur erfolgen, wenn Abnehmer für die Jungvögel vorhanden sind; ansonsten können die frisch gelegten Eier kräftig geschüttelt oder gegen Gipseier ausgetauscht werden. Um die Weibchen nicht zu überfordern, sollten mehr als zwei Gelege in Folge vermieden werden.