Doktorfische

Die Doktorfische verdanken ihren Namen den spitzen Skalpellen auf ihrem Schwanzstiel, die sie zur Verteidigung einsetzen können. Artabhängig sind die Skalpelle festsitzend oder können in eine Hautfalte eingeklappt werden. Zu den Doktorfischen zählen die handelsrelevanten Gattungen der Echten Doktorfische (Acanthurus sp.), der Palettendoktorfische (Parancanthurus sp.), der Segelflossen-Doktorfische (Zebrasoma sp.), der Borstenzahndoktorfische (Ctenochaetus sp.) und der Nasendoktorfische (Naso sp.).

Aufgrund ihrer attraktiven Färbung zählen Doktorfische zu den beliebtesten Aquarienfischen; allerdings sind die meisten Arten sehr anspruchsvoll in der Haltung. Hierzu zählen auch die bekannten Pazifik-Weißkehldoktorfische (Acanthurus leucosternon) und Palettendoktorfische (Paracanthurus hepatus). Deutlich besser für eine Haltung geeignet sind Segelflossen-Doktorfische, wie beispielsweise der Gelbe Segelseebader (Zebrasoma flavescens) und Borstenzahndoktorfische (Ctenochaetus sp.). Von einigen Doktorfischen sind bereits Nachzuchten im Handel; daher sollte auf den Kauf von Wildfängen zugunsten von Nachzuchten stets verzichtet werden.

Geschlechtsunterschiede

Doktorfische durchlaufen nach dem derzeitigen Wissenstand einen Geschlechtswechsel. Eindeutige Geschlechtsunterschiede sind bei vielen Arten unbekannt. Männliche Doktorfische sollen etwas größer werden als die Weibchen.

Verhalten

Das Sozialverhalten bei Doktorfischen ist in der Natur sehr vielfältig und reicht von Einzelgängern über Haremsverbände bis zu großen Schwärmen. Im begrenzten Lebensraum Aquarium werden sehr häufig Aggressionen innerhalb der Art, aber auch gegenüber anderen Doktorfischarten, beobachtet und daher eine strikte Einzelhaltung empfohlen. Während dies für einige Doktorfischarten, wie den Arabischen Doktorfisch (Acanthurus sohal) oder den Blaustreifen-Doktorfisch (Acanthurus lineatus), zutrifft, ist die stark erhöhte Aggressivität anderer Doktorfischarten häufig auf zu kleine und/oder nicht ausreichend strukturierte Aquarien sowie ein zu geringes Futterangebot zurückzuführen. Durch gute Fütterung sinkt das Aggressionsverhalten deutlich. Gerade der Gelbe Segelseebader lässt sich sehr gut paarweise halten; dabei ist allerdings darauf zu achten, dass zwei unterschiedlich große Tiere miteinander vergesellschaftet werden.

Doktorfische sind tagaktiv.

Verhaltensgerechte Unterbringung

Doktorfische zeigen häufig einen stark ausgeprägten Schwimmtrieb. Während für die Haltung des Gelben Segelseebaders bereits ein Aquarium ab 600 l Inhalt geeignet ist, benötigen die anderen Arten meist Aquarien mit mindestens 1.000 l Volumen. Für großwerdende Arten (> 30 cm) sind Becken mit mindestens 2.500 l Volumen erforderlich.

Das Aquarium sollte über einen gut strukturierten Riffaufbau verfügen, aber dennoch genügend freien Schwimmraum bieten. Eine Vergesellschaftung mit anderen friedlichen Fischarten ist meist problemlos möglich. Manche Exemplare der Doktorfische können auch gegenüber anderen Fischen aggressiv sein.

 

Wasserwerte: Tropisches Meerwasser, 24 - 27 °C, (Salz)Dichte 1,022 - 1,025 (bei 25 °C).

Ernährung

Doktorfische gelten zwar als „Algenfresser“; der in Aquarien vorkommende Algenwuchs reicht aber für eine ausreichende Ernährung NICHT aus, sondern die Tiere müssen täglich mit Futter versorgt werden. Hierfür eignen sich vorrangig pflanzliche Futtermittel (z. B. Spinat, Karotten, Salatgurke, Löwenzahn, Banane; Algenblätter), aber auch tierische Futtermittel (Frost-, Flockenfutter, Granulate) werden gerne angenommen.

Pflege

Meerwasseraquarien benötigen eine Einlaufphase, damit sich die für den Schadstoffabbau erforderlichen Bakterienkulturen entwickeln können, sowie eine technische Mindestausstattung. Hierzu zählen beispielsweise Strömungspumpen sowie ein ausreichend dimensionierter Abschäumer und evtl. eine mechanische (Vor)Filterung (z. B. Filterwatte). Da die viele Doktorfischarten (z. B. der Weißkehldoktorfsch) sehr empfänglich für Hautparasiten sind, ist hier ein guter UV-C Klärer zwingend erforderlich.

Ein regelmäßiger, wöchentlicher Teilwasserwechsel von mindestens 10 % entfernt Schadstoffe, liefert Mineralien und Spurenelemente nach und erhöht das Wohlbefinden der Fische und Niederen Tiere. Beim Ansetzen des frischen Meerwassers ist darauf zu achten, dass sich das Salz komplett löst. Verdunstetes Wasser darf nur durch (entsalztes) Osmosewasser ersetzt werden! Der Abschäumer sollte regelmäßig kontrolliert, d. h. der Schaumtopf geleert und gesäubert werden. Auch die mechanischen Filtermedien sollten regelmäßig gereinigt oder ausgetauscht werden.

Die wichtigsten Wasserparameter – wie Temperatur, Nitrat, Phosphat und die Salzdichte – sollten regelmäßig selbst zu Hause, im Zoofachhandel oder durch einen fischkundigen Tierarzt kontrolliert werden. Insbesondere in der Einlaufphase und beim Auftreten von allgemeinen Problemen (z. B. Krankheiten) ist darüber hinaus auch die Messung von Ammonium- und Nitritgehalt erforderlich. Der Gesundheitszustand der Tiere muss täglich, beispielsweise bei der Fütterung, kontrolliert werden. Häufige Krankheitsanzeichen bei Doktorfischen sind Abmagerung, Flossenschäden, Hautveränderungen („Löcher“ im Bereich von Kopf und Seitenlinie, Pünktchen, Beläge, rote Flecken), sowie verändertes Schwimmverhalten. Bei Auffälligkeiten muss ein fischkundiger Tierarzt hinzugezogen werden.

Eingewöhnung und Umgang

Zuhause angekommen, sollte zunächst die Beleuchtung im Aquarium ausgeschaltet werden. Für das anschließende Einsetzen von Meerwasserfischen gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zum einen kann der Fischbeutel zur Temperaturangleichung für maximal 10 Minuten auf die Wasseroberfläche gelegt werden (Strömungspumpen beachten!); anschließend wird er geöffnet und alle 1 - 2 Minuten eine halbe Tasse Aquarienwasser zugegeben, bis der Beutel fast gefüllt ist. Danach wird ungefähr die Hälfte des Wassers aus dem Beutel entfernt und nochmals alle 1 - 2 Minuten eine ganze Tasse Aquarienwasser zugegeben. Ist der Beutel wieder fast gefüllt, sollten die Tiere am besten vorsichtig mit einem feinmaschigen Kescher oder einem Gefäß in das Aquarium gesetzt werden. WICHTIG: Das Transportwasser darf nicht in das Aquarium gelangen. Alternativ kann diese Angleichungsphase auch in einem dunklen Eimer durchgeführt werden.

Sind bereits revierbildende Fische im Aquarium, so können diese durch eine Fütterung von den Neuankömmlingen abgelenkt werden. Zur schonenden Eingewöhnung sollte das Licht bis zum nächsten Morgen ausgeschaltet bleiben.

Besonderheiten

Doktorfische sind bis auf wenige Ausnahmen – bspw. Segelseebader (Zebrasoma sp.) und Borstenzahndoktorfische (Ctenochaetus sp.) – häufig sehr heikle Pfleglinge, da sie sehr anfällig für Hautparasiten sind. Dies in Verbindung mit ihrem ausgeprägten Schwimmtrieb und teils aggressiven Verhalten macht sie zu sehr anspruchsvollen Aquarienbewohnern. Einige größer werdende Doktorfischarten (z. B. A. sohal oder A. lineatus) sind nicht nur extrem aggressiv gegenüber Artgenossen oder anderen Doktorfischarten, sondern es muss auch mit Aggressionen gegenüber dem Pfleger gerechnet werden.