Degu

Der Gewöhnliche Degu (Octodon degus) stammt aus Chile und wird seit den 1970er Jahren in Deutschland gehalten. Inzwischen werden auch verschiedene Farbvarianten gezüchtet. Die hochsozialen pflanzenfressenden Nager sind sehr aktiv, lauf- und kletterfreudig, nagen sehr viel und haben entsprechend hohe Haltungsansprüche.

In der Natur zeigen Degus ein für Nagetiere eher ungewöhnliches Verhalten, da sie sowohl Baue anlegen als auch Hügel errichten, von denen aus sie ihre Reviere beobachten. Die Reviere werden gemeinsam von mehreren Männchen bewacht und verteidigt, wobei jedes Männchen mehrere Weibchen haben kann. Innerhalb des Verbandes herrscht eine strenge soziale Ordnung. Systematisch zählen die Degus zu den Trugratten.

Geschlechtsunterschiede

Der Abstand zwischen Geschlechtsöffnung und After ist beim männlichen Degu deutlich größer als beim Weibchen. Auch die weiblichen Degus besitzen einen ausgeprägten Harnröhrenzapfen, der leicht mit dem männlichen Geschlechtsorgan verwechselt werden kann.

Verhalten

Degus sind sehr gesellig und dürfen niemals einzeln gehalten werden. Sowohl gemischte Gruppen (mit Weibchenüberschuss und kastrierten Männchen) als auch eingeschlechtliche Gruppen harmonieren meist. Neue Tiere in eine bestehende Gruppe zu integrieren ist allerdings oft problematisch; Degus sollten daher bereits vor Erreichen der Geschlechtsreife vergesellschaftet werden. Die Tiere kommunizieren mit einer Vielzahl von Lauten; hierzu zählen u.a. Zähneknirschen, Trillern, Fiepen und Warnrufe. Degus sind tag- und dämmerungsaktiv.

Verhaltensgerechte Unterbringung

Degus haben einen extrem starken Nagetrieb und können selbst Aluminium durchnagen. Es werden daher entsprechend nage- und ausbruchssichere Gehege benötigt. Für 2 - 3 Degus eignet sich ein stabiler Metallkäfig, eine Vogelvoliere oder ein Kleinsäugerterrarium ab einer Größe von 100 x 50 x 100 cm (Länge x Breite x Höhe); für jedes weitere Tier sollte die Grundfläche um 20 % vergrößert werden. Bei Käfigen oder Volieren sollte der Gitterabstand nicht größer als 1,2 cm sein. Es dürfen keine Kunststoffteile verwendet werden! Diese werden zernagt und können zu Verletzungen im Verdauungstrakt führen.

Das Gehege sollte an einem möglichst ruhigen Ort, ohne Zugluft und direkte Sonneneinstrahlung, stehen. Eine erhöhte Aufstellung des Käfigs erleichtert die Beschäftigung mit den Tieren und schützt sie vor anderen Haustieren. Die Temperaturen sollten zwischen 18 und 24 °C liegen. Degus reagieren besonders empfindlich auf hohe Temperaturen, plötzliche Temperaturschwankungen sowie zu hohe Luftfeuchtigkeit.

Degus graben sehr gern und brauchen daher eine grabfähige staubarme Einstreu von mindestens 15 cm Höhe. Diese sollte aus einer Mischung von Kleintierstreu mit Stroh, Heu und Ästen bestehen. Rückzugsmöglichkeiten können z.B. in Form von Holzhäuschen und Ton- oder Korkröhren geboten werden. Weitere Beschäftigungsmaterialien wie Naturäste (keine Nadelhölzer), unbedrucktes Papier oder Karton kommen dem Nagebedürfnis der Degus entgegen. Heu und unbehandelter Zellstoff werden gerne zum Nestbau angenommen.

Futter- und Wassergefäße können auf einer erhöhten Ebene standsicher angeboten werden. Ein Sandbad mit weichem Badesand muss für die Fellpflege zur Verfügung stehen. Es muss darauf geachtet werden, dass alle schweren Einrichtungsgegenstände untergrabsicher, beispielsweise direkt auf der Bodenplatte, positioniert werden.

Ein im oberen Bereich angebrachtes tierschutzgerechtes Laufrad mit mind. 30 cm Durchmesser (oder ein Laufteller) wird gerne genutzt. Laufräder mit offener Sprossenlauffläche sowie zu kleine oder achsseitig nicht geschlossene Laufräder gelten als tierschutzwidrig. 

Ernährung

Degus sind reine Pflanzenfresser und besitzen einen komplexen Verdauungsapparat. Sie ernähren sich in freier Natur hauptsächlich von Gräsern, Rinden und Wurzeln. Um Verdauungsprobleme zu vermeiden, müssen Degus daher artgerecht ernährt werden. Am wichtigsten ist gutes Heu, das ständig zur Verfügung stehen muss, da die Tiere im Tagesverlauf viele kleine Portionen fressen. Heu fördert zudem die Abnutzung der lebenslang nachwachsenden Zähne, ebenso wie Obstbaumzweige.

Zu einer gesunden Ernährung gehören zudem getrocknete Kräuter und täglich Frischfutter, z.B. Chinakohl, Gurke, Zucchini und anderes Gemüse. Fertigfutter („Degupellets“, getreide- und zuckerarm) sollten nur in geringen Mengen (max. 1 Teel. pro Tier und Tag) angeboten werden.

Sauberes Trinkwasser muss stets zur Verfügung stehen. Auf Obst und andere zuckerhaltige Leckerbissen soll wegen der hohen Neigung zur Zuckerkrankheit verzichtet werden. Unbekannte Futtermittel dürfen anfänglich nur in geringen Mengen gefüttert werden, damit die Tiere keinen Durchfall bekommen. 

Pflege

Futter- und Trinkwassergefäße sowie Kot- bzw. Urinecken müssen täglich, das Gehege und die Einrichtung mindestens einmal wöchentlich gründlich gereinigt und ggf. desinfiziert werden. Da sich Degus stark über den Geruchssinn orientieren, sollte nach der Reinigung ein kleiner Teil der alten Einstreu in den Käfig zurückgegeben werden.

Der allgemeine Gesundheitszustand der Degus muss täglich, Gewicht, Fell, Schneidezähne und die Afterregion mindestens einmal wöchentlich kontrolliert werden. Häufige Krankheitsanzeichen bei Degus sind Gewichtsverlust, langsameres Fressen, Haut- und Fellveränderungen, Apathie sowie Durchfall. Trübungen der Augen und häufiges Harnabsetzen können Anzeichen für Diabetes sein. Bei Auffälligkeiten muss der Tierarzt hinzugezogen werden.

Eingewöhnung und Umgang

Degus sind neugierig und können nach einer Eingewöhnungszeit durch Füttern aus der Hand langsam handzahm werden. Ein kontrollierter Freilauf in der Wohnung ist nur bei zahmen Exemplaren möglich. Dabei müssen sie vor allen potenziellen Gefahrenquellen, wie beispielsweise Elektrokabeln, Zimmerpflanzen oder anderen Haustieren, geschützt sowie das starke Nageverhalten der Tiere berücksichtigt werden.

Degus lassen sich aufnehmen, indem man sie mit beiden Händen vorsichtig umfasst. Die Tiere dürfen nicht am Schwanz festgehalten werden, da die Schwanzhaut leicht abreißen kann. Für Kinder sind Degus ab etwa 10 Jahren unter Anleitung der Eltern geeignet; sie sind allerdings keine Kuscheltiere.