Streifengrasmäuse

Die Streifengrasmäuse (Gattung Lemniscomys) zählen mit ihren namensgebenden Streifen- oder Tüpfelmustern zu den farblich attraktivsten Mäusearten. Sie sind mit ca. 10 Arten in ganz Afrika verbreitet und bevorzugen trockene Lebensräume, wie Savannen, offenes Grasland und lichte Wälder, aber auch landwirtschaftlich genutzte Flächen. Die Tiere leben in großen Kolonien und halten sich vorwiegend am Boden auf, wo sie aus Gräsern Nester und Höhlensysteme bauen.

In Deutschland wird vor allem die Vielstreifengrasmaus (L. barbarus, „Zebramaus“) regelmäßig gehalten und gezüchtet. Von ihr gibt es auch schon erste Farbzuchten. Die Tüpfelgrasmaus (L. striatus) und die naheverwandte Striemengrasmaus (Rhabdomys pumilio) sind dagegen nur selten zu sehen. Streifengrasmäuse sind keine Streicheltiere und reagieren häufig sehr sensibel auf Veränderungen ihrer Umgebung und/oder Stress; sie sind daher nicht für Anfänger geeignet.

Geschlechtsunterschiede

Der Abstand zwischen Geschlechtsöffnung und After ist bei männlichen Streifengrasmäusen deutlich größer als beim Weibchen. Bei geschlechtsreifen Männchen sind meist auch die Hoden gut zu erkennen.

Verhalten

Streifengrasmäuse sind vor allem tagaktiv, können aber auch phasenweise in der Dämmerung oder der Nacht aktiv sein. Üblicherweise wechseln sich Aktivitäts- und Ruhephasen ständig ab.

Streifengrasmäuse sind sehr gesellig und dürfen daher niemals einzeln gehalten werden. Neben der Pflege als Paar oder im Harem (ein kastriertes Männchen mit einem bzw. mehreren Weibchen) ist auch die Pflege reiner Weibchengruppen möglich.

VORSICHT! Streifengrasmäuse können ohne ersichtlichen Grund sehr aggressiv gegenüber Artgenossen werden! Bei den Beißereien kann es zu schweren Verletzungen und sogar Todesfällen kommen. Im Falle von Aggressionen innerhalb eines Paares oder einer Gruppe müssen die Tiere unverzüglich dauerhaft getrennt werden! Da sich das Aneinandergewöhnen geschlechtsreifer Tiere schwierig gestalten kann, sollten Streifengrasmäuse bereits als Jungtiere vergesellschaftet werden.

Verhaltensgerechte Unterbringung

Da Streifengrasmäuse sehr agil sind, ist für ihre Haltung viel Platz erforderlich. Für eine kleine Gruppe Streifengrasmäuse eignet sich ein Nagarium oder Terrarium. Die Grundfläche muss für 2 Tiere mindestens 0,5 m2 (z. B. 100 x 50 cm) betragen, für jedes weitere erwachsene Tier sind 20 % der Fläche hinzuzurechnen. Da die Tiere auch klettern, ist eine Höhe von mindestens 50 cm erforderlich. Aquarien sind zur Haltung nicht geeignet, da sie über keine ausreichende Luftzirkulation verfügen.

Das Terrarium sollte an einer möglichst ruhigen Stelle ohne Zugluft und direkte Sonneneinstrahlung stehen. Eine erhöhte Aufstellung des Käfigs erleichtert die Beschäftigung mit den Mäusen und schützt sie vor anderen Haustieren. Die Temperatur sollte zwischen 20 und 26 °C liegen, lokal auch gerne etwas höher. Mithilfe eines Spotstrahlers kann hierfür gezielt ein Sonnenplatz geschaffen werden, welchen die Tiere gerne zum aktiven Sonnenbaden aufsuchen. Der Spotstrahler muss jedoch entsprechend gesichert sein, um Verletzungen oder das Annagen von Kabeln zu vermeiden. Streifengrasmäuse können sehr empfindlich auf zu niedrige Temperaturen und plötzliche Temperaturschwankungen reagieren.

Die Einstreuhöhe sollte etwa 10 cm betragen; geeignet ist Kleintiereinstreu, die mit Heu und Stroh vermischt werden kann. Die Einrichtung sollte die ganze Höhe einbeziehen. Für die Gestaltung des Nagerterrariums können Ebenen, Natursteine, Äste unterschiedlicher Dicke, getrocknete Gräser und vielfältige Versteckmöglichkeiten (Häuschen, Nester und Röhren aus Holz, Kork, Ton und anderen natürlichen Materialien) eingesetzt werden. Als weitere Beschäftigungs- und Nagematerialien können Papierrollen, Naturäste (keine Nadelhölzer), Grasbüschel, unbedrucktes Papier oder Karton Verwendung finden. Auch ein tierschutzgerechtes Laufrad mit mind. 25 cm Durchmesser oder ein Laufteller sorgen für zusätzliche Bewegung. Heu und Zellstoff nehmen die Streifengrasmäuse gerne für den Nestbau an.

Futter- und Wassergefäße können auf einer etwas erhöhten Ebene standsicher angeboten werden. Es muss darauf geachtet werden, dass alle schweren Einrichtungsgegenstände untergrabsicher  aufgestellt werden (beispielsweise Häuschen direkt auf der Bodenplatte).

Laufräder mit offener Sprossenlauffläche, zu kleine oder nicht achsseitig geschlossene Laufräder sowie geschlossene (Plastik-)Käfige ohne ausreichende Belüftung sind als tierschutzwidrig einzustufen.

Ernährung

Streifengrasmäuse sind Gemischtköstler. In der Natur ernähren sie sich von Sämereien, Pflanzen und Insekten. Als Hauptfutter sollte eine Mischung aus fettarmen Kleinsaaten (z.B. Wellensittichfutter) angeboten werden. Ihren Eiweißbedarf können die Mäuse durch Gabe kleiner Mengen lebender oder getrockneter Insekten sowie Katzentrockenfutter oder hartgekochtem Ei decken.

Abwechslungsreiches Frischfutter (z. B. Karotte, Gurke, Zucchini, Apfel, Wiesenkräuter) muss täglich angeboten werden. Das Frischfutter kann direkt auf die Einstreu gelegt oder in einem separaten Futternapf angeboten werden, sollte aber nicht zusammen mit dem Trockenfutter in einen Napf gelegt werden.

Sauberes Trinkwasser muss ebenfalls stets zur Verfügung stehen. Ölsaaten und Nüsse dürfen nur vereinzelt in sehr kleiner Menge gegeben werden. Zucker- und fetthaltige Leckerlis, wie Obst, Joghurtdrops, Nagergebäck und Ähnliches sind nicht zu empfehlen.

Pflege

Futter- und Trinkwassergefäße sowie Kot- und Urinecken müssen täglich, das Gehege und die Einrichtung mindestens einmal wöchentlich gründlich gereinigt und ggf. desinfiziert werden. Dabei wird auch die Einstreu erneuert. Da sich Mäuse stark über den Geruchssinn orientieren, kann nach der Reinigung ein kleiner Teil der alten Einstreu oder des Nestes wieder zurückgegeben werden.

Der allgemeine Gesundheitszustand der Streifengrasmäuse muss täglich kontrolliert werden. Häufige Krankheitsanzeichen sind Verletzungen, Haut- und Fellveränderungen, Schnupfensymptome, Apathie sowie Durchfall. Bei Auffälligkeiten muss ein kleinsäugererfahrener Tierarzt hinzugezogen werden.

Eingewöhnung und Umgang

Streifengrasmäuse benötigen zur Eingewöhnung in den ersten Tagen in ihrer neuen Umgebung viel Ruhe. Gut eingewöhnt zeigen die Tiere ihr interessantes Verhalten, reagieren aber häufig scheu bei direktem Kontakt. Aufgrund ihres teils sehr scheuen Wesens eignen sich die Tiere nicht für ein Handling oder gar Freilauf.

Streifengrasmäuse sind sehr flink und schnell! Sie dürfen nicht am empfindlichen Schwanz angefasst werden und sollten auch nie mit der Hand gefangen werden. Sie lassen sich aber vorsichtig in ein Gefäß (z. B. Transportbox) dirigieren. Für Kinder sind Streifengrasmäuse nur als Beobachtungstiere geeignet.

Besonderheiten

Auf Veränderungen der Gruppenzusammensetzung, des Klimas und des Futter-/Wasserangebotes reagieren die Tiere häufig mit blutigen Kämpfen. Die innerartliche Aggressivität ist anscheinend auch abhängig von der Zuchtlinie.