Kleinbleibende Anolisarten

Die Gattung der Saumfinger oder Anolis (Anolis) ist schwerpunktmäßig in der Karibik verbreitet. Die meist baumbewohnenden Arten werden zum Teil als Nachzuchten/Farmzuchten, häufig aber auch als Wildfänge angeboten. Nach Möglichkeit sollte auf Nachzuchten zurückgegriffen werden. Dieser Steckbrief beschäftigt sich mit den kleinbleibenden Arten wie Rotkehl- (Anolis carolinensis), Bahama- (A. sagrei), Weißlippen- (A. coelestinus) und Dickkopfanolis (A. cybotes). Anolis unterliegen in Deutschland nicht dem Artenschutzrecht.

Geschlechtsunterschiede

Gerade bei jungen Tieren sind die Geschlechter häufig schwer zu unterscheiden. Geschlechtsreife Männchen besitzen einen vergrößerten und bei manchen Arten auffällig gefärbten Kehllappen, welcher zum Imponieren aufgestellt wird. Männchen werden zudem meist auch größer und haben einen massigeren Kopf sowie eine verdickte Schwanzbasis.

Verhalten

Die tagaktiven Tiere können einzeln, paarweise oder in kleinen Harems (ein Männchen mit 2 - 4 Weibchen) gehalten werden. Bei einer Haltung in Paaren oder Harems ist auf ausreichend große, gut strukturierte Terrarien zu achten, damit sich die Weibchen bei Bedarf zurückziehen können. Männliche Tiere sind untereinander unverträglich und zeigen ein ausgeprägtes Revierverhalten. Treten bei einer Vergesellschaftung Aggressionen auf, müssen die Tiere unverzüglich und erfahrungsgemäß dauerhaft getrennt werden!

Verhaltensgerechte Unterbringung

Anolis sind sehr bewegungsaktiv, können extrem gut klettern und springen. Ein Terrarium für die genannten Arten sollte daher mindestens die Maße 80 x 50 x 80 cm (Länge x Breite x Höhe), besser 120 x 50 x 100 cm aufweisen.

Als wechselwarme Tiere benötigen Anolis ein Temperaturgefälle im Terrarium, das es ihnen ermöglicht, ihre optimale Körpertemperatur zu erreichen. Idealerweise werden hierfür die natürlichen Bedingungen mit hellen Sonnenplätzen und kühleren Schattenzonen im Terrarium imitiert. Zu diesem Zweck wird auf einer Seite des Terrariums ein leistungsstarker Wärmestrahler mit UV-Bestandteilen (z. B. eine Metalldampflampe) installiert, der lokal begrenzt eine Erwärmung auf ca. 40 °C gewährleistet. Die restlichen Bereiche können eine Temperatur von 24 - 26 °C aufweisen. In der Nacht sollte die Temperatur im Terrarium bis auf 20 °C sinken.

Die Luftfeuchtigkeit sollte bei etwa 60 bis 70 % liegen und nachts auf bis zu 80 % ansteigen. Sie kann durch Besprühen des Terrariums mit lauwarmem Wasser oder den Einsatz einer Beregnungsanlage erzielt werden. Der Bodengrund des Terrariums sollte immer leicht feucht, aber nicht nass sein. Zur Messung von Temperatur und Luftfeuchtigkeit sind präzise Thermo- und Hygrometer erforderlich.

Als Grundbeleuchtung eignen sich Leuchtstoffröhren; die Beleuchtungsdauer sollte 10 - 14 Stunden betragen. Anolis benötigen viel UV-Licht. Da die Leuchtmittel mit der Zeit immer weniger UV-Strahlung abgeben (s. Herstellerhinweise), müssen diese regelmäßig ausgetauscht werden. Wichtig: Die Beleuchtung muss unerreichbar für die Anolis angebracht sein oder durch einen Gitterkorb gesichert werden (Verbrennungsgefahr!).

Für die kletterfreudigen Tiere sollten 2, besser 3 Seiten des Terrariums mit Kork o. ä. verkleidet sein. Als Einrichtung haben sich senkrechte Klettermöglichkeiten und waagrechte Liegeflächen wie Wurzeln, Lianen, Äste etc. bewährt. Innen hohle Bambusstäbe und Korkröhren werden gerne als Versteckmöglichkeiten angenommen. Eine flache Wasserschale gehört ebenfalls zur Grundausstattung. Als Bodengrund eignet sich Terrarienerde oder Kokossubstrat, welches stets leicht feucht gehalten werden muss. Eine natürliche Bepflanzung schafft zusätzliche Rückzugsmöglichkeiten und sorgt für gleichmäßig erhöhte Luftfeuchtigkeit.

Ernährung

Anolis ernähren sich in der Natur von kleinen Tieren und Früchten. Als Futter eignen sich lebende Insekten (Grillen, Heimchen, kleine Heuschrecken, Schaben etc.), welche mit einem Mineralstoffpräparat bestäubt werden, um Mangelerscheinungen vorzubeugen.

Zur Deckung des Bedarfs an pflanzlicher Nahrung bietet der Zoofachhandel fertiges Zusatzfutter, welches u. a. Blütenpollen enthält, an. Süßes Obst (z. B. Banane, Mango, Pfirsich) oder Früchtebrei wird ebenfalls gerne gefressen. Frisches Wasser muss ständig zur Verfügung stehen.

Pflege

Futterreste, Häutungen und Kot müssen täglich entfernt werden. Wasserschüsseln sollten ebenfalls täglich gereinigt und mit frischem Wasser gefüllt werden.

Der Gesundheitszustand der Tiere muss täglich kontrolliert werden. Häufig bei Anolis auftretende Gesundheitsprobleme sind Hautmilben, Abmagerung, Kotveränderungen und Knochenerweichung. Bei Auffälligkeiten muss ein reptilienkundiger Tierarzt hinzugezogen werden. Einmal jährliche Kotuntersuchungen auf Endoparasiten sind empfehlenswert.

Zur Darmflora von Anolis gehören häufig auch Salmonellen, welche für die Tiere harmlos sind, aber beim Menschen zu Erkrankungen führen können. Durch Hygienemaßnahmen (gründliches Händewaschen u. ä.) kann eine Ansteckung vermieden werden.

Eingewöhnung und Umgang

Reptilen sind reine Beobachtungs- und KEINE Streicheltiere! In den ersten Tagen in ihrem neuen Heim benötigen die Tiere daher entsprechend Ruhe, um sich an ihre neue Umgebung zu gewöhnen.

Die extrem flinken Anolis erleiden bei unsachgemäßem Umgang schnell Verletzungen; daher empfiehlt es sich, die Tiere nur mit Hilfe eines kleinen Behälters oder eines feinmaschigen Keschers einzufangen.

Besonderheiten

Anolis besitzen ähnlich den Geckos Haftlamellen an den Zehen, die ihnen in Kombination mit den gut ausgeprägten Krallen das Klettern an fast jeder Oberfläche, auch an Glas, ermöglichen.