Königsnattern

Königsnattern (Gattung Lampropeltis) zählen aufgrund ihrer attraktiven Färbung zu den häufig gehalten Arten und werden schon seit vielen Jahren erfolgreich – auch in verschiedenen Farbvarianten – nachgezüchtet. Zu den bekannten Vertretern zählen u. a. die Kettennatter (L. getula), die Milchschlange oder Dreiecksnatter (L. triangulum), die Graugebänderte Königsnatter (L. alterna) sowie die Mexikanische Königsnatter (L. mexicana). Bei vielen Arten der Königsnattern sind mehrere Unterarten und/oder eine Vielzahl auch natürlicher Farbvarianten bekannt.

Das Hauptverbreitungsgebiet der Königsnattern erstreckt sich von Kanada über die USA bis nach Mexiko. Die genannten Arten unterliegen in Deutschland nicht dem Artenschutzrecht. Auf den Kauf von Wildfängen sollte zugunsten von Nachzuchten stets verzichtet werden.

Geschlechtsunterschiede

Männchen besitzen eine etwas verbreiterte Schwanzbasis. Methoden zur Geschlechtsbestimmung wie „Poppen“ und Sondieren sollten aufgrund der Verletzungsgefahr nur von einem reptilienkundigen Tierarzt durchgeführt werden.

Verhalten

Viele Arten der Königsnattern sind Schlangenfresser; daher ist eine Einzelhaltung sinnvoll. Im Einzelfall können gleichgroße Tiere miteinander vergesellschaftet werden, allerdings müssen die Tiere – insbesondere bei und nach der Fütterung – intensiv beobachtet und im Zweifelsfall dauerhaft getrennt untergebracht werden.

Manche Arten sind überwiegend tagaktiv; aber auch die vorwiegend dämmerungs- und nachtaktiven Arten kommen in der Terrarienhaltung tagsüber häufiger aus ihren Verstecken.

Verhaltensgerechte Unterbringung

Die Mindestmaße für ein Terrarium zur Pflege der genannten Arten werden in Abhängigkeit von der Gesamtlänge (GL) der Tiere berechnet und sollten für maximal 2 Exemplare die 1,0fache GL x 0,5fache GL x 0,5fache GL (L x B x H) betragen, also beispielsweise für eine erwachsene Kettennatter etwa 150 x 75 x 75 cm. Für jedes weitere Tier muss das Volumen des Terrariums unter Beibehaltung der Proportionen um 20 % vergrößert werden.

Als wechselwarme Tiere benötigen Königsnattern ein Temperaturgefälle im Terrarium, das es ihnen ermöglicht, ihre optimale Körpertemperatur zu erreichen. Zu diesem Zweck wird auf einer Seite des Terrariums ein Wärmestrahler (mit UV-Anteilen, z. B. eine Metalldampflampe) und/oder eine Bodenheizung installiert, um während des Tages lokal begrenzt eine Erwärmung auf 35 °C zu gewährleisten. Heizmatten sollten immer außerhalb des Terrariums installiert werden und maximal ein Drittel der Bodenfläche erwärmen; mithilfe eines Thermocontrollers kann die gewünschte Temperatur und eine Nachtabsenkung eingestellt werden. Die übrigen Bereiche können eine Temperatur von 25 - 28 °C aufweisen; in der Nacht sollte die Temperatur dann auf 20 - 24°C sinken und die Luftfeuchtigkeit kann leicht ansteigen.

Die Luftfeuchtigkeit sollte für die meisten Arten bei etwa 50 bis 70 % liegen. Sie kann durch tägliches Besprühen des Terrariums mit lauwarmem Wasser oder den Einsatz einer Beregnungsanlage erzielt werden. Auf Staunässe reagieren viele Arten empfindlich! Zur Messung von Temperatur und Luftfeuchtigkeit sind präzise Thermo- und Hygrometer erforderlich.

Als Grundbeleuchtung eignen sich Leuchtstoffröhren; die Beleuchtungsdauer sollte 10 – 12 Stunden betragen. Eine adäquate Bestrahlung mit UV-Licht fördert das Wohlbefinden der Tiere und ist besonders für die tagaktiven Arten wichtig. Die Beleuchtung muss unerreichbar für die Tiere angebracht sein (Achtung: Normales Glas ist UV-B-undurchlässig!) oder die Tiere müssen durch einen engmaschigen Gitterkorb vor Verbrennungen geschützt werden

Für die aktiven Tiere sollten 2, besser 3 Seiten des Terrariums mit Kork o. ä. verkleidet sein. Als Einrichtung haben sich Etagen, stabile Felsaufbauten (auch Imitate), Wurzeln und/oder Äste sowie Korkröhren und andere höhlenartige Verstecke bewährt. Für jedes Tier sollte mindestens eine Rückzugsmöglichkeit vorhanden sein, auch wenn sich die Tiere häufig alle in ein Versteck zurückziehen. Wichtig: Es muss immer ein leicht feuchtes Versteck („Wetbox“) zur Verfügung stehen.

Die Einrichtung muss sicher im Terrarium installiert sein. Das Vorhandensein ausreichend vieler rauer Oberflächen erleichtert den Tieren die regelmäßige Häutung. Des Weiteren gehört ein flaches Wasserbecken, in dem die Tiere auch baden können, zur Grundausstattung.

Als Bodengrund eignet sich ein saugfähiges Substrat (z. B. Rindenmulch, Terrarienerde, bei Arten aus trockenen Habitaten auch Sand), das an einer Stelle immer leicht feucht sein sollte. Um das Entstehen einer Legenot bei den Weibchen zu verhindern, muss (auch bei Haltung ohne Männchen) den meisten Arten ein Eiablageplatz angeboten werden; dies kann beispielsweise ein mit Substrat gefüllter Plastikbehälter mit einem passenden Loch im Deckel (Wetbox) sein.

Ernährung

Die meisten genannten Arten ernähren sich vorwiegend von kleinen Wirbeltieren. Sie können meist sehr einfach mit Frostmäusen passender Größe gefüttert werden, welche vor dem Verfüttern schnell (bspw. in lauwarmem Wasser) aufgetaut und auf ungefähre Körpertemperatur (35 - 40 °C) gebracht werden. Bei Bedarf kann das Frostfutter mit geeigneten Präparaten vitaminisiert werden. Auf die Verfütterung lebender Futtertiere sollte aus Tierschutzaspekten sowie der Gefahr von Bissverletzungen durch die Nager verzichtet werden. Frisches Wasser muss ständig zur Verfügung stehen.

Werden mehrere Tiere im Terrarium gehalten, sollten die Tiere zum Fressen einzeln in Boxen gesetzt werden oder sie müssen während der Fütterung beaufsichtigt werden. Nach der Fütterung benötigen die Tiere unbedingt mehrere Tage Ruhe und sollten nicht gestört werden.

Achtung: Frisch geschlüpfte Exemplare bereiten häufig Probleme bei der Futteraufnahme. Daher ist beim Kauf auf futterfeste Jungtiere zu achten. Bei Jungtieren ist eine wöchentliche Fütterung angemessen; bei älteren Exemplaren kann das Fütterungsintervall auf 2 - 3 Wochen verlängert werden. Um den Ernährungszustand zu kontrollieren und Fütterungsmenge/-intervalle abschätzen zu können, sollten die Tiere regelmäßig gewogen werden. Erwachsene Tiere dürfen – auch während Ruhephasen – nicht nennenswert an Gewicht verlieren.

Pflege

Futterreste, Häutungen und Kot müssen täglich entfernt werden. Wasserschüsseln sollten ebenfalls täglich gereinigt und mit frischem Wasser gefüllt werden.

Der Gesundheitszustand der Tiere muss täglich kontrolliert werden. Häufig bei Nattern auftretende Gesundheitsprobleme sind Häutungsprobleme, Hautmilben, Fressstörungen sowie Kot- und Schleimhautveränderungen. Bei Auffälligkeiten muss ein reptilienkundiger Tierarzt hinzugezogen werden. Einmal jährliche Kotuntersuchungen auf Endoparasiten sind empfehlenswert.

Zur Darmflora von Nattern gehören häufig auch Salmonellen, welche für die Tiere harmlos sind, aber beim Menschen zu Erkrankungen führen können. Durch einfache Hygienemaßnahmen (gründliches Händewaschen u. ä.) kann eine Ansteckung zuverlässig vermieden werden.

Eingewöhnung und Umgang

Reptilen sind reine Beobachtungs- und KEINE Streicheltiere! In den ersten Tagen in ihrem neuen Heim benötigen die Tiere daher entsprechend Ruhe, um sich an ihre neue Umgebung zu gewöhnen.

Die Tiere sollten nur bei Bedarf gefangen werden. Die genannten Nattern sind bewegungsfreudig, oft flink bis hektisch und können eventuell auch zubeißen; daher empfiehlt sich ggf. das Handling mit Hilfe von Handschuhen und/oder einem Schlangenhaken.

Achtung: Während der Häutung sollten die Tiere nicht gefüttert oder aus dem Terrarium genommen werden.

Besonderheiten

Viele Arten führen in der Natur eine Winterruhe durch, während der die Tiere träge sind und i. d. R. kein Futter aufnehmen. Zur gezielten Überwinterung kann die Beleuchtungsdauer im Herbst stufenweise bis zum Ausschalten reduziert werden. Nach 1 - 2 Monaten eigentlicher Winterruhe bei ca. 10 - 15 °C wird die Beleuchtung wiederum stufenweise verlängert. Vor Beginn der Winterruhe sollte der Gesundheitszustand der Tiere mittels einer tierärztlichen Kotuntersuchung kontrolliert werden.