Strumpfbandnattern

Die Gattung der Strumpfbandnattern (Thamnophis) umfasst über 30 Arten, von denen insbesondere die Gewöhnliche Strumpfbandnatter (T. sirtalis) und die Östliche Bändernatter (T. sauritus) häufig gehalten werden. Es handelt sich um kleinere, ungiftige und häufig sehr attraktiv gefärbte Schlangen, von denen neben den Wildformen in der Zwischenzeit auch eine Vielzahl von Farbvarianten angeboten werden. Die genannten Arten unterliegen in Deutschland nicht dem Artenschutzrecht. Auf den Kauf von Wildfängen sollte zugunsten von Nachzuchten stets verzichtet werden.

Geschlechtsunterschiede

Männchen besitzen eine etwas verdickte Schwanzbasis und einen etwas längeren Schwanz. Methoden zur Geschlechtsbestimmung, wie das sogenannte „Poppen“ und Sondieren, sollten aufgrund der Verletzungsgefahr für die Tiere nur von einem reptilienkundigen Tierarzt durchgeführt werden.

Verhalten

Die überwiegend tagaktiven Strumpfbandnattern besitzen kein ausgeprägtes Sozialverhalten. Die Tiere können artabhängig einzeln, paarweise oder in Gruppen gepflegt werden, sollten aber ungefähr gleich groß sein, da kleinere Tiere als Futter angesehen werden könnten.

Verhaltensgerechte Unterbringung

Die Mindestmaße für ein Terrarium zur Pflege der genannten Arten werden in Abhängigkeit von der Gesamtlänge (GL) der Tiere berechnet und sollten für bis zu 2 Exemplare die 1,25fache GL x 0,75fache GL x 0,5fache GL (L x B x H) betragen, also beispielsweise für erwachsene Tiere der Östlichen Bändernatter etwa 130 x 80 x 50 cm. Für jedes weitere Tier muss das Volumen des Terrariums unter Beibehaltung der Proportionen um mindestens 20 % vergrößert werden.

Als wechselwarme Tiere benötigen Strumpfbandnattern ein Temperaturgefälle im Terrarium, das es ihnen ermöglicht, ihre optimale Körpertemperatur zu erreichen. Zu diesem Zweck wird auf einer Seite des Terrariums ein Wärmestrahler installiert (bevorzugt mit UV-Anteilen), um lokal begrenzt eine Erwärmung auf 35 °C zu gewährleisten. Die übrigen Bereiche können eine Temperatur von 20 - 25 °C aufweisen; in der Nacht sollte die Temperatur dann auf bis zu 20 °C sinken. Die Grundtemperatur kann über die Raumtemperatur oder mit Heizmatten erzeugt werden. Heizmatten sollten immer außerhalb des Terrariums installiert werden und maximal ein Drittel der Bodenfläche erwärmen; mithilfe eines Thermocontrollers kann die gewünschte Temperatur eingestellt werden.

Die Luftfeuchtigkeit sollte bei etwa 50 bis 60 % liegen, in der Nacht kann sie leicht ansteigen. Sie kann durch tägliches Besprühen des Terrariums mit lauwarmem Wasser oder den Einsatz einer Beregnungsanlage erzielt werden. Auf Staunässe reagieren die Tiere empfindlich! Zur Messung von Temperatur und Luftfeuchtigkeit sind präzise Thermo- und Hygrometer erforderlich.

Als Grundbeleuchtung eignen sich Leuchtstoffröhren; die Beleuchtungsdauer sollte 10 - 12 Stunden betragen. Eine adäquate Bestrahlung mit UV-Licht fördert das Wohlbefinden der Tiere. Die Beleuchtung muss unerreichbar für die Tiere angebracht sein (Achtung: Normales Glas ist UV-B-undurchlässig!) oder die Tiere müssen durch einen engmaschigen Gitterkorb vor Verbrennungen geschützt werden.

Für die aktiven Tiere sollten 2, besser 3 Seiten des Terrariums mit Kork o. ä. verkleidet sein. Als Einrichtung haben sich Etagen, stabile Felsaufbauten (auch Imitate), Wurzeln und/oder Äste sowie Korkröhren und andere höhlenartige Verstecke bewährt. Für jedes Tier sollte mindestens eine Rückzugsmöglichkeit vorhanden sein, auch wenn sich die Tiere häufig alle in ein Versteck zurückziehen. Die Einrichtung muss sicher im Terrarium installiert sein. Das Vorhandensein ausreichend vieler rauer Oberflächen erleichtert den Tieren die regelmäßige Häutung.

Des Weiteren gehört ein flaches Wasserbecken, in dem die Tiere auch baden können, zur Grundausstattung. Bei Strumpfbandnattern der genannten Arten kann das Wasserbecken bis zu 50 % der Terrarienfläche ausmachen. Um Hauterkrankungen vorzubeugen sind jedoch auch trockene Liegeflächen und Verstecke zwingend erforderlich. Ggf. kann die nutzbare Fläche durch Äste über dem Wasserteil vergrößert werden. Als Bodengrund eignet sich ein saugfähiges Substrat (z. B. Rindenmulch), das an einer Stelle immer leicht feucht sein sollte. Auch ein leicht feuchtes Versteck („Wetbox“) sollte immer zur Verfügung stehen.

Ernährung

Strumpfbandnattern ernähren sich in der Natur u. a. von Fischen, kleinen Amphibien und Wirbellosen. Sie können daher gut mit aufgetauten, gewässerten und vitaminisierten Stinten (keine Weißfische!), Regenwürmern u. ä. ernährt werden. Im Gegensatz zu den meisten anderen Schlangen müssen sie als „Fischfresser“ mehrmals in der Woche gefüttert werden.

Werden mehrere Tiere im Terrarium gehalten, sollten die Tiere während der Fütterung beaufsichtigt werden. Frisches Wasser muss ständig zur Verfügung stehen.

Pflege

Futterreste, Häutungen und Kot müssen täglich entfernt werden. Wasserschüsseln sollten ebenfalls täglich gereinigt und mit frischem Wasser gefüllt werden.

Der Gesundheitszustand der Tiere muss täglich kontrolliert werden. Häufig bei Strumpfbandnattern auftretende Gesundheitsprobleme sind Häutungsprobleme, Hautmilben, Fressstörungen sowie Kot- und Schleimhautveränderungen. Bei Auffälligkeiten muss ein reptilienkundiger Tierarzt hinzugezogen werden. Einmal jährliche Kotuntersuchungen auf Endoparasiten sind empfehlenswert.

Zur Darmflora von Nattern gehören häufig auch Salmonellen, welche für die Tiere harmlos sind, aber beim Menschen zu Erkrankungen führen können. Durch einfache Hygienemaßnahmen (gründliches Händewaschen) kann eine Ansteckung zuverlässig vermieden werden.

Eingewöhnung und Umgang

Reptilen sind reine Beobachtungs- und KEINE Streicheltiere! In den ersten Tagen in ihrem neuen Heim benötigen die Tiere daher entsprechend Ruhe, um sich an ihre neue Umgebung zu gewöhnen.

Die Tiere sollten nur bei Bedarf gefangen werden. Strumpfbandnattern sind bewegungsfreudig, oft flink bis hektisch und können sich durch das Ausscheiden stinkender Drüsensekrete zur Wehr setzen; daher empfiehlt sich ggf. das Handling mit Hilfe von Handschuhen und/oder einem Schlangenhaken.

Achtung: Während der Häutung sollten die Tiere nicht gefüttert oder aus dem Terrarium genommen werden.

Besonderheiten

Je nach Herkunftsgebiet führen Strumpfbandnattern in der Natur eine Winterruhe durch, während der die Tiere träge sind und i. d. R. kein Futter aufnehmen. Zur gezielten Überwinterung kann die Beleuchtungsdauer im Herbst stufenweise bis zum Ausschalten reduziert werden. Nach 1 - 2 Monaten eigentlicher Winterruhe wird die Beleuchtung wiederum stufenweise verlängert. Vor Beginn der Winterruhe sollte der Gesundheitszustand der Tiere mittels einer tierärztlichen Kotuntersuchung kontrolliert werden.

Strumpfbandnattern legen keine Eier, sondern bringen je nach Art und Größe des Weibchens 3 bis über 20 lebende Jungtiere zur Welt.