Wellensittich

Die Heimat der Wellensittiche (Melopsittacus undulatus) sind halbtrockene und trockene Landschaften im Inneren Australiens, die sie in z. T. riesigen Schwärmen ständig auf der Suche nach Wasser und Grassamen durchstreifen.

Wellensittiche gehören aufgrund ihres lebhaften Wesens zu den beliebtesten Ziervögeln. Bereits seit 1840 werden sie regelmäßig in Europa gehalten und nachgezüchtet. Dabei wurde aus der ursprünglichen grünen Wildform nicht nur eine Vielzahl von Farbschlägen gezüchtet, sondern teilweise auch die Körperform und Größe stark verändert. Einige Zuchtformen, u.a. Haubenwellensittiche, gelten als Qualzuchten.

Geschlechtsunterschiede

Bei den meisten Farbschlägen geschlechtsreife Männchen mit blauer, Weibchen mit brauner Wachshaut über dem Schnabel. Die Farbintensität der Wachshaut kann variieren; sie nimmt insbesondere in Brutstimmung zu. Eine deutliche Veränderung der Wachshautfarbe, z. B. bei Männchen von blau in braun, kann ein Hinweis auf Erkrankungen sein.

Verhalten

Wellensittiche sind hochsozial und sollen mindestens paarweise gehalten werden. Da die Tiere von Natur aus in großen Schwärmen vorkommen, ist die Haltung von kleinen Gruppen besonders empfehlenswert. Männchen lassen sich i.d.R. einfacher vergesellschaften als Weibchen. Beim Tod eines Tieres muss das verbliebene Tier wieder vergesellschaftet werden; dies geschieht anfänglich am besten mit Hilfe eines zweiten Käfigs, damit sich die Tiere langsam aneinander gewöhnen können. Wellensittiche sind tagaktiv; empfohlen wird eine Nachtruhe von mindestens 10 Stunden (ggf. abdunkeln).

Verhaltensgerechte Unterbringung

Die flinken Flieger benötigen viel Platz um sich auszutoben; ein Vogelzimmer mit einem Schlafkäfig ist daher die ideale Wahl. Alternativ wäre die Haltung in einer großen Zimmervoliere (z.B. 200 x 100 x 200 cm) mit zusätzlich täglich mehreren Stunden Freiflug möglich. In beiden Fällen kann eine Gruppe gehalten werden.

Für die Haltung eines Paares sind ein Vogelheim/Käfig mit einer Mindestgröße von 120 x 60 x 100 cm (Länge x Breite x Höhe) und zusätzlich täglich mehrere Stunden Freiflug erforderlich. Eine reine Käfighaltung ohne täglichen Freiflug wird dem Bewegungsbedürfnis der Tiere nicht gerecht und ist als tierschutzwidrig einzuschätzen.

Die Voliere sollte an einer ruhigen, hellen Stelle ohne direkte Sonnenstrahlung stehen. Käfige müssen in einer Höhe von mindestens 0,80 m aufgestellt werden. Der ideale Temperaturbereich liegt bei 18 bis 25 °C. Plötzliche Temperaturschwankungen und Zugluft sind zu vermeiden! Wellensittiche kommen ursprünglich aus Wüstengebieten und sind daher sehr robust; sie können auch problemlos ganzjährig in Freivolieren mit einem frostsicheren Schutzhaus und ausreichend Schattenplätze gehalten werden.

Für die Einrichtung eignen sich Sitzstangen, Leitern, Seile, Schaukeln u. ä. Die Sitzstangen – optimal sind Naturäste mit unterschiedlichen Durchmessern – sollten etwas federn, damit Gelenke und Füße der Tiere geschont werden. Die Sitzmöglichkeiten sollten so angeordnet sein, dass eine Verschmutzung durch herabfallenden Kot vermieden wird. Bei der Einrichtung ist stets darauf zu achten, dass noch ausreichend freier Raum zum Fliegen vorhanden ist. Eine Bademöglichkeit (Schale oder Badehäuschen) wird ebenfalls gerne genutzt.

Wellensittiche benötigen täglich neue Beschäftigungsmöglichkeiten! Aufgrund des starken Nagetriebes der Tiere sind Äste von Laubbäumen (z. B. Hasel, Weide, Birke) besonders gut geeignet, ebenso wie Gräser, unbehandeltes Holzspielzeug, Pappschachteln, Bälle etc. Die intelligenten Tiere reagieren auch sehr positiv auf Clickertraining.

Als Bodengrund eignen sich Hanfeinstreu oder andere saugfähige Materialien. Neuere wissenschaftliche Untersuchungen empfehlen bei Zimmerhaltung eine gezielte Beleuchtung mit UV-Anteilen. Falls Leuchtstoffröhren zum Einsatz kommen, müssen diese flackerfrei sein (elektronische Vorschaltgeräte). Vögel neigen im Dunkeln zu Panikreaktionen und können sich dabei schwer verletzen; ein schwaches Orientierungslicht (Mondlicht) im Raum kann dies verhindern.

Achtung: Spiegel, Plastikvögel und leicht verschluckbare Kleinteile sind als Spielzeug ungeeignet! Sandpapiermatten oder -überzüge, Rundkäfige, Käfige mit weißen Gittern sowie (schlecht) verzinkte oder mit Kunststoff überzogene Gitter sind ebenfalls tierschutzwidrig.

Ernährung

Der Fachhandel bietet geeignete Körnermischungen aus kleinen Sämereien (wie z. B. Hirse) an. Da Wellensittiche zur Verfettung neigen, sollten keine fetthaltigen Sämereien (wie Sonnenblumenkerne oder Hanf) verfüttert und strikt auf die Futtermenge geachtet werden. Als Tagesportion reichen zwei leicht gehäufte Teelöffel Körner pro Tier. Bei der Verfütterung von Kolbenhirse muss ebenfalls auf die Futtermenge geachtet werden. Als Alternative kann auch Pelletfutter angeboten werden, wenn die Tiere daran gewöhnt wurden. Damit es nicht zu Streitigkeiten kommt, kann das Futter auf mehrere Näpfchen verteilt werden. Für eine gesunde Ernährung ist Frischfutter wichtig, z. B. Gemüse (Karotten, Zucchini), Kräuter (Vogelmiere, Löwenzahn) und Obst (Äpfel).

Äste von Laubbäumen (z. B. Hasel, Weide, Birke) bieten Abwechslung und Knabbermöglichkeiten. Zur Verdauung und für gesunde Knochen wird Grit – beispielsweise als Mineralpickstein – benötigt. Während des jährlichen Gefiederwechsels (Mauser) benötigt der Vogel tierisches Eiweiß (z. B. etwas Ei- oder Weichfutter). Einmal pro Woche sollte ein geeignetes Vitaminpräparat gegeben werden. Sauberes Wasser muss immer zur Verfügung stehen. Wasser- und Futtergefäße sowie Badegelegenheiten sind so anzubringen, dass sie von den Vögeln nicht verschmutzt werden. Zur Eingewöhnung junger Tiere empfiehlt es sich, das Futter und Wasser auf dem Boden anzubieten. 

Pflege

Futter- und Trinkwassergefäße sowie Bademöglichkeiten müssen täglich gründlich gereinigt werden. Mindestens einmal in der Woche müssen das Vogelheim und die Einrichtung gründlich gereinigt und ggf. desinfiziert sowie der Bodengrund komplett erneuert werden.

Der Gesundheitszustand der Tiere muss täglich kontrolliert werden. Vögel zeigen ihr Unwohlsein erst spät, deshalb ist sofortiges Handeln unerlässlich! Kompetenter Ansprechpartner ist der vogelkundige Tierarzt. Häufige Krankheitsanzeichen sind Teilnahmslosigkeit, geschlossene Augen, aufgeplustertes und/oder verschmutztes Gefieder, Gefiederlücken, Schlafen auf beiden Beinen, Futterverweigerung und veränderter Kot. Bei Bedarf sind zu lange Krallen oder der Schnabel zu kürzen. Auch hier sollte der Tierarzt um Rat gefragt werden.

Eingewöhnung und Umgang

In den ersten Tagen in ihrem neuen Heim benötigen die Vögel viel Ruhe, um sich an ihre neue Umgebung zu gewöhnen. Besonders in der Eingewöhnungsphase sollten schnelle Bewegungen in der Nähe der Tiere vermieden werden. Auch leises, ruhiges Ansprechen hilft bei der Eingewöhnung. Sind die Tiere nicht mehr ängstlich, kann versucht werden, ihnen mit der Hand Leckerbissen wie Hirsekolben anzubieten. Wellensittiche können bei richtigem Umgang – auch bei paarweiser oder Gruppenhaltung – sehr zahm werden.

Vögel reagieren auf ungewohnte Reize häufig sehr hektisch. Grundsätzlich suchen sie bei Beunruhigung gerne erhöhte Sitzplätze auf. Entsprechend hohe Volieren oder eine erhöhte Aufstellung des Käfigs/Vogelheimes helfen Stress zu reduzieren.

Eingewöhnten Tieren kann Freiflug angeboten werden. Alle potenziellen Gefahrenquellen beim Freiflug, wie bspw. offene Fenster, Fensterscheiben ohne Aufkleber, Zimmerpflanzen oder andere Haustiere, müssen dabei berücksichtigt werden. Um die Rückkehr in den/die Käfig/Voliere zu erleichtern, sollte nur im Käfig/Voliere gefüttert werden. Evtl. können die Tiere mit Leckerbissen (z. B. Hirse) in den Käfig gelockt werden.

Das Fangen stellt für Vögel immer eine Extremsituation dar; daher werden die Tiere am besten kontinuierlich mit Leckerbissen an einen Transportkäfig gewöhnt. Im Ernstfall können sie mit einem feinmaschigen Fangkescher eingefangen und anschließend vorsichtig umfasst werden.

Wellensittiche eignen sich für Kinder frühestens ab 8 Jahren (unter Aufsicht der Eltern).

Besonderheiten

Wellensittiche stehen nicht unter Artenschutz.

Wellensittiche sind Höhlenbrüter. Nistkästen sollten aber nur angeboten werden, wenn konkrete Zuchtabsichten bestehen und Abnehmer für die Jungtiere vorhanden sind.

Gelegentlich werden auf den Menschen geprägte, „superzahme“ Einzeltiere zum Verkauf angeboten; diese Form der kommerziellen Handaufzucht und die daraus folgende Einzelhaltung sind aus Tierschutzgründen abzulehnen.